22.08.1888 in Hamburg-Eppendorf
1908 Abitur
18.09.1908 Eintritt in den Militärdienst als Fahnenjunker
2./ Feldartillerie Regiment 36 in Danzig
27.01.1910 Leutnant im Feld-AR 36
1915 Oberleutnant
1919 Adjutant der 36. Feldartillerie Brigade Grenzschutz Ost in
Danzig
1920 Adjutant Regiment ? Schwerin
1930 Major
1933 Kommandeur IV./ AR 6 Verden
01.04.1934 Oberstleutnant
01.03.1936 Oberst
06.10.1936 Kommandeur AR 22
30.09.1939 Arko 102
01.12.1939 Generalmajor
10.03.1940 Kommandeur 12. ID
01.12.1941 Generalleutnant
03.03.1942 Führer Sonderkorps zur Befreiung des Kessels von
Demjansk
01.06.1942 General der Artillerie
08.05.1942 Kommandierender General LI. Armeekorps mit Kapitulation
am 31.01.1943 bei Stalingrad
06.10.1955 Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft
28.04.1976 verstorben in Bremen
Orden
und Ehrenzeichen:
31.12.1942 Eichenlaub zum Ritterkreuz (Nr. 54)
31.12.1941 Ritterkreuz des Eisernes Kreuzes
22.05.1940 Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse
17.05.1940 Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse
16.10.1918 Ritterkreuz des Kgl. Preuss. Hausordens von Hohenzollern
mit Schwertern
21.10.1915 Eisernes Kreuz I. Klasse
19.09.1914 Eisernes Kreuz II. Klasse
Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Wehrmacht-Dienstauszeichnungen
Seydlitz
war an der Gründung des Bundes deutscher Offiziere am 11./12.
September 1943 im Gefangenenlager Lunjowo bei Moskau beteiligt
und wurde dessen Präsident. In zwei Memoranden vom 22. September
1943 und vom 4. Februar 1944 ersuchte er die russische Führung,
die Aufstellung eines Korps aus deutschen Freiwilligen zu erlauben.
Er richtete an Stalin die Bitte, Offiziere und Soldaten der Wehrmacht,
die dies wünschen, die Möglichkeit zu geben, mit der
Waffe in der Hand ihren Beitrag zur Zerschlagung des Hitlerregimes
und zur Beendigung des Krieges zu leisten. Seydlitz warb für
ein Korps mit etwa 40000 Mann. Eine "Seydlitz-Armee"
kam jedoch nicht zustande, nicht einmal in Ansätzen. So verblieb
es bei propagandischen Aufrufen an die Wehrmachtssoldaten, sich
den Sowjets zu ergeben.
Am
30. Januar 1944 hielt Seydlitz z. B. folgende Ansprache: "Die
6. Armee ging in Stalingrad zugrunde, weil sie auf Befehl Hitlers
in aussichtsloser Lage einen militärisch sinnlosen Widerstand
fortsetzte. Hunderttausende von Kameraden, die uns lieb und wert
waren, wurden geopfert." ... "Es ist nicht unehrenhaft,
sondern ein Gebot der Erhaltung unseres Volkes, wenn ihr euch
weigert, den Krieg in aussichtsloser Lage weiterzuführen.
Verlasst euch nicht auf haltlose Versprechungen. Wir erfüllen
das Vermächtnis der toten Kameraden von Stalingrad, wenn
wir euch den Weg zur Rettung, zum Leben weisen. Wir Überlebende
von Stalingrad sind diesen Weg vorausgegangen, folgt uns zur Errettung
und zur Erhaltung unseres Volkes!"
Der
Bund deutscher Offiziere vereinigte sich später mit dem Nationalkomitee
Freies Deutschland (NKFD).
Seine
Kooperation mit den Sowjets führte zur Ächtung seiner
Person durch die deutsche Generalität und zur Verurteilung
zum Tode sowie zur Sippenhaftung für seine Familie. Im Januar
1949 bat Seydlitz in einem Gesuch um die Repatriierung in die
sowjetische Besatzungszone. Er wurde jedoch nicht freigelassen,
sondern der Mitwirkung an Greueltaten und Missetaten gegen die
sowjetische Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen angeklagt.
Am 8. Juli 1950 verurteilte ihn ein sowjetisches Militärtribunal
zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren. 1955 wurde er in
die Bundesrepublik entlassen und kehrte nach Verden zurück.
Das Landgericht Verden hob 1956 das Todesurteil aus dem Dritten
Reich auf. Das gegen ihn von den Sowjets verhängte Urteil
vom 8. Juli 1950 wurde bislang nicht aufgehoben.
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Aufruf
von Walther von Seydlitz an die deutschen Soldaten, die Kampfhandlungen
einzustellen und an die Seite des NKFD zu treten:
"Wir haben bei Stalingrad Tausenden deutscher Soldaten
durch Waffenstreckung in letzte Stunde das Leben gerettet. Wir
hätten eine 1/4 Millionen-Armee vor dem Untergang bewahren
können, wenn wir Hitler rechtzeitig den Gehorsam verweigert
hätten. Sie, meine Kameraden, tragen die Verantwortung
für das Leben Ihrer Soldaten nicht vor Hitler, sondern
vor dem deutschen Volke ... Mit Ihren Entschlüssen hindern
Sie Hitler daran, das deutsche Heer in eine weitere Kette derartiger
schmachtvoller Niederlagen zu stürzen, ... - und deutsche
Männer nutzlos zu opfern. Die Ehre des deutschen Heeres
verlangt die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und die
Erhaltung des Lebens der Ihnen anvertrauten deutschen Soldaten-.
Stellen Sie daher die Kampfhandlungen ein und treten sie über
auf die Seite des Nationalkomitees Freies Deutschland. Ich garantiere
Ihnen in diesem Falle mit Zustimmung der russischen Armee folgende:
1. Volle Sicherheit für das Leben aller Offiziere und Soldaten,
2. Verpflegung, Unterkunft, Bekleidung sowie Erleichterung des
Loses im Rahmen des Menschenmöglichen durch die russische
Armee, 3. Geschlossenes Zusammenbleiben der Truppe mit ihrem
Führer. Entsenden Sie unverzüglich über die russischen
Kommandostellen Ihre Vertreter zu meinem Bevollmächtigten
Oberst Steiglitz, der sich an Ihrem Frontabschnitt befindet.
Handelt entschlossen und bewahrt deutsches Leben für die
deutsche Zukunft!"
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