I./Flakregiment 26 - Vermisst! - Dokumente

Last Update: 28.06.2004


Folgend die Abschriften von zwei Briefen des Abwicklungskommandos II. Flakkorps, zuständig auch für das I./26,
sowie ein Antwortschreiben des DRK Suchdienstes München auf einen Suchantrag.
Alle Mühe umsonst, Robert K. ist bis heute in Russland vermisst....

 
Abwicklungskommando
II. Flakkorps
(6) Konin/Wartheland, den 18.8.44
Hindenburgstrasse 10.

 

Frau K.
Bremen
Hegelstrasse


Sehr geehrte Frau K.!

Die Entwicklung der Ereignisse im Osten ermöglicht es erst jetzt, Ihnen Nachricht zu geben und damit Ihren Brief vom 26.7.1944 zu beantworten.

Es ist mir der schmerzliche Auftrag zuteil geworden, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Ehemann, der Stabsgefreite Robert K. von der Einheit L 12250, Luftgaupostamt Posen, seit dem 27.6.1944, dem Beginn der schweren Durchbruchskämpfe aus dem Raume Bobruisk, vermisst ist. Da keinerlei Augenzeugen der Kampfhandlungen vorhanden sind, so ist über das genauere Schicksal Ihres Ehemannes leider nichts feststellbar. Sollten aber in Bälde irgendwelche Anhaltspunkte über das Schicksal des Vermissten hier bekannt werden, so erhalten Sie auch sofort eine entsprechende Nachricht. Umgekehrt wird für den Fall, dass Sie vom Vermissten unmittelbar oder von Dritten über ihn etwas erfahren, gebeten, dies sofort hierher mitzuteilen.

Spätere Anfragen über das Schicksal Ihres vermissten Ehemannes sind an die Wehrmachtsauskunftsstelle für Kriegsverluste und Kriegsgefangene, Berlin W 30, Hohenstaufen 47/48, zu richten.

Ihr Ehemann genoss nach dem Zeugnis überlebender Kameraden, die aus irgendwelchen Gründen nicht in die Kampfhandlungen verwickelt waren, die volle Achtung seiner Vorgesetzten. Er erfreute sich auch im Kameradenkreis großer Beliebtheit. Als Kraftfahrer hat ihr Mann durch sein Geschick und seine Fürsorge sich um die Kolonne besonders verdient gemacht.

So ungewiss das Schicksal eines Vermissten ist, so besteht doch auch andererseits die Möglichkeit, dass dieser lebt und einmal wieder heimkehren wird.

Seien sie auch im Namen der überlebenden Kameraden Ihres Ehemannes der herzlichen Teilnahme an Ihrem Schmerze versichert! Mögen sie das schwere Schicksal tragen in der Überzeugung, mit Ihr Opfer beigetragen zu haben zu dem gewaltigen Freiheitskampfe unseres Volkes und für eine bessere, gesicherte Zukunft von Führer, Volk und Reich!

In herzlichem Mitgefühl grüßt Sie mit Heil Hitler

Unterschrift
Hauptmann

Irgendwelche privateigenen Gegenstände Ihres Ehemannes sind leider nicht vorhanden.
Hier für ihn vorhandene Post geht wieder an den Absender zurück.

Unterschrift

 

***

 

   
(6) Konin/Warthe, den 6.10.1944
Rolf Ohrenberg, Wm.
Abwicklungskommando
II. Flakkorps

Frau
K.
Bremen
Hegelstrasse

Sehr geehrte Frau K.!

Da ich die Abwicklung der Abteilung mit bearbeite, erlaube ich mir, Ihren Brief vom 21.9.1944 zu bestätigen und gleichzeitig zu beantworten.

Mit den Angaben des Fragebogens haben wir schon genügend Unterlagen für unsere noch auszufertigenden Papiere erhalten. Diese dienten zunächst für die Kriegsstammrolle, die dem Wehrmeldeamt zugestellt wird und das zuständige WMA benötigen wir einmal, um eine Zweitschrift des Wehrpasses anzufordern, um diesen dann abgeschlossen mit der Kriegsstammrolle wieder zurückzuschicken, da alle Unterlagen dort aufbewahrt werden. Als Wehrmeldeamt haben wir Verden genommen, da der letzte Aufenthalt Hannover war und Verden dafür zuständig ist.

An Adressen kann ich Ihnen nur den Stgfr. Erich K., Feldpostnummer L 00451, Lgpa. Posen, angeben, da nicht bekannt ist, wo die anderen Kameraden abgeblieben sind, denn die haben bislang noch nicht geschrieben.

Ich kann Ihnen noch mitteilen, dass Ihr Mann am 27.6. noch in Bobruisk war, wo ich mit ihm noch gesprochen habe. Er hatte ein geschwollenes Bein und konnte nicht laufen. Er sagte mir, dass er zum Lazarett ginge, was noch in Bobruisk war, von wo aus er mit dem Fahrzeug dann rauskäme. Ich glaube auch kaum, dass andere Kameraden von ihm mehr aussagen können. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie etwas Positives über ihn erfahren könnten und hoffe mit Ihnen, dass Sie Ihren Mann einmal wieder gesund begrüßen können und grüße Sie mit

Heil Hitler!
Unterschrift

 ***

Auszug aus einem Schreiben an Frau K. Landesnachforschungsdienst des DRK:

DEUTSCHES ROTES KREUZ – SUCHDIENST MÜNCHEN

Gutachten
über das Schicksal des Verschollenen Robert K., geb. *.*.1916

Truppenteil: Flak-Regiment 26
Vermisst seit 27. Juni 1944
DRK-Verschollenen-Bildliste Band LC, Seite 294


[…] Die Ergebnisse aller Einzeluntersuchungen führen zu dem Schluss, dass Robert K. mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen dem 26. Juni und 2. Juli 1944 im Raum Bobruisk gefallen ist.

Zur Begründung wird ausgeführt:

Am 22. Juni 1944 begann die Rote Armee ihre bereits im Frühjahr geplante Großoffensive im Bereich der Heeresgruppe Mitte zunächst mit Schwerpunkt im Nordabschnitt der Front. Während die sowjetischen Panzerkräfte hier sofort tiefe Einbrüche erzielten, blieb es an diesem und dem folgenden Tage weiter südlich im Abschnitt der 9. Armee verhältnismäßig ruhig. Erst der 24. Juni brachte den Großangriff gegen diesen Raum. Nordwestlich Rogatschew und beiderseits der Beresina drangen überlegene Feindverbände auf Brobruisk vor.

Das Flakregiment 26 lag in dieser Zeit am Stadtrand von Bobruisk. In diesen Tagen strömten Truppenteile mehrerer Divisionen ungeordnet, zum Teil nach Vernichtung ihrer schweren Waffen, in die Stadt ein, die bis zum Abend des 27. Juni vollkommen vom Gegner eingeschlossen war und unter den heftigen Beschuss seiner Artillerie geriet. Von Schlachtfliegern unterstützt, griff der Feind von allen Seiten an und fügte den ohne schwere Waffen kämpfenden Verteidigern der Stadt hohe Verluste zu. In der Nacht zum 29. Juni brachen Teile der Besatzung, in kleine Gruppen eingeteilt, aus der Stadt aus. Ständig in Abwehrkämpfe gegen den nachdrängenden Feind verwickelt, gelang es nur wenigen, bis zum 2. Juli die deutschen Linien am Swislotsch zu erreichen.

Seit diesen Kampftagen werden viele Soldaten des Flakregiments 26 vermisst. Nach den Truppenmeldungen haben sie an den Kämpfen um Bobruisk und teilweise an den Ausbruchsversuchen teilgenommen.

In wenigen Fällen liegt bereits der Hinweis eines Kameraden vor, wonach der Verschollene dabei den Tod gefunden haben soll. Darüber hinaus sind zweifellos auch viele Regimentsangehörige gefallen, ohne dass es beobachtet wurde. Oft war es nicht möglich, die Verwundeten, die zurückgelassen werden mussten, ärztlich zu versorgen, so dass viele von ihnen bald ihren Verletzungen erlagen.

Es gibt keinen Hinweis dafür, dass der Verschollene in Gefangenschaft geriet; er wurde auch niemals in einem Lager gesehen. Alle Feststellungen lassen deshalb nur die Schlussfolgerung zu, dass er bei den Kämpfen gefallen ist.


München, den 15. Oktober 1969

Max Heinrich, Direktor

 

 
 
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