Folgend
die Abschriften von zwei Briefen des Abwicklungskommandos II. Flakkorps,
zuständig auch für das I./26,
sowie ein Antwortschreiben des DRK Suchdienstes München auf einen
Suchantrag.
Alle Mühe umsonst, Robert K. ist bis heute in Russland vermisst....
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Abwicklungskommando
II. Flakkorps |
(6)
Konin/Wartheland, den 18.8.44
Hindenburgstrasse 10. |
Frau
K.
Bremen
Hegelstrasse
Sehr geehrte Frau K.!
Die
Entwicklung der Ereignisse im Osten ermöglicht es erst
jetzt, Ihnen Nachricht zu geben und damit Ihren Brief vom
26.7.1944 zu beantworten.
Es
ist mir der schmerzliche Auftrag zuteil geworden, Ihnen
mitteilen zu müssen, dass Ihr Ehemann, der Stabsgefreite
Robert K. von der Einheit L 12250, Luftgaupostamt Posen,
seit dem 27.6.1944, dem Beginn der schweren Durchbruchskämpfe
aus dem Raume Bobruisk, vermisst ist. Da keinerlei Augenzeugen
der Kampfhandlungen vorhanden sind, so ist über das
genauere Schicksal Ihres Ehemannes leider nichts feststellbar.
Sollten aber in Bälde irgendwelche Anhaltspunkte über
das Schicksal des Vermissten hier bekannt werden, so erhalten
Sie auch sofort eine entsprechende Nachricht. Umgekehrt
wird für den Fall, dass Sie vom Vermissten unmittelbar
oder von Dritten über ihn etwas erfahren, gebeten,
dies sofort hierher mitzuteilen.
Spätere
Anfragen über das Schicksal Ihres vermissten Ehemannes
sind an die Wehrmachtsauskunftsstelle für Kriegsverluste
und Kriegsgefangene, Berlin W 30, Hohenstaufen 47/48, zu
richten.
Ihr
Ehemann genoss nach dem Zeugnis überlebender Kameraden,
die aus irgendwelchen Gründen nicht in die Kampfhandlungen
verwickelt waren, die volle Achtung seiner Vorgesetzten.
Er erfreute sich auch im Kameradenkreis großer Beliebtheit.
Als Kraftfahrer hat ihr Mann durch sein Geschick und seine
Fürsorge sich um die Kolonne besonders verdient gemacht.
So
ungewiss das Schicksal eines Vermissten ist, so besteht
doch auch andererseits die Möglichkeit, dass dieser
lebt und einmal wieder heimkehren wird.
Seien
sie auch im Namen der überlebenden Kameraden Ihres
Ehemannes der herzlichen Teilnahme an Ihrem Schmerze versichert!
Mögen sie das schwere Schicksal tragen in der Überzeugung,
mit Ihr Opfer beigetragen zu haben zu dem gewaltigen Freiheitskampfe
unseres Volkes und für eine bessere, gesicherte Zukunft
von Führer, Volk und Reich!
In
herzlichem Mitgefühl grüßt Sie mit Heil
Hitler
Unterschrift
Hauptmann
Irgendwelche
privateigenen Gegenstände Ihres Ehemannes sind leider
nicht vorhanden.
Hier für ihn vorhandene Post geht wieder an den Absender
zurück.
Unterschrift
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(6)
Konin/Warthe, den 6.10.1944 |
Rolf
Ohrenberg, Wm.
Abwicklungskommando
II. Flakkorps Frau
K.
Bremen
Hegelstrasse
Sehr
geehrte Frau K.!
Da
ich die Abwicklung der Abteilung mit bearbeite, erlaube
ich mir, Ihren Brief vom 21.9.1944 zu bestätigen und
gleichzeitig zu beantworten.
Mit
den Angaben des Fragebogens haben wir schon genügend
Unterlagen für unsere noch auszufertigenden Papiere
erhalten. Diese dienten zunächst für die Kriegsstammrolle,
die dem Wehrmeldeamt zugestellt wird und das zuständige
WMA benötigen wir einmal, um eine Zweitschrift des
Wehrpasses anzufordern, um diesen dann abgeschlossen mit
der Kriegsstammrolle wieder zurückzuschicken, da alle
Unterlagen dort aufbewahrt werden. Als Wehrmeldeamt haben
wir Verden genommen, da der letzte Aufenthalt Hannover war
und Verden dafür zuständig ist.
An
Adressen kann ich Ihnen nur den Stgfr. Erich K., Feldpostnummer
L 00451, Lgpa. Posen, angeben, da nicht bekannt ist, wo
die anderen Kameraden abgeblieben sind, denn die haben bislang
noch nicht geschrieben.
Ich
kann Ihnen noch mitteilen, dass Ihr Mann am 27.6. noch in
Bobruisk war, wo ich mit ihm noch gesprochen habe. Er hatte
ein geschwollenes Bein und konnte nicht laufen. Er sagte
mir, dass er zum Lazarett ginge, was noch in Bobruisk war,
von wo aus er mit dem Fahrzeug dann rauskäme. Ich glaube
auch kaum, dass andere Kameraden von ihm mehr aussagen können.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie etwas Positives
über ihn erfahren könnten und hoffe mit Ihnen,
dass Sie Ihren Mann einmal wieder gesund begrüßen
können und grüße Sie mit
Heil Hitler!
Unterschrift
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***
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Auszug
aus einem Schreiben an Frau K. Landesnachforschungsdienst
des DRK: DEUTSCHES
ROTES KREUZ – SUCHDIENST MÜNCHEN
Gutachten
über das Schicksal des Verschollenen Robert
K., geb. *.*.1916
Truppenteil:
Flak-Regiment 26
Vermisst seit 27. Juni 1944
DRK-Verschollenen-Bildliste Band LC, Seite 294
[…] Die Ergebnisse aller Einzeluntersuchungen führen
zu dem Schluss, dass Robert K. mit hoher Wahrscheinlichkeit
zwischen dem 26. Juni und 2. Juli 1944 im Raum Bobruisk
gefallen ist.
Zur
Begründung wird ausgeführt:
Am
22. Juni 1944 begann die Rote Armee ihre bereits im Frühjahr
geplante Großoffensive im Bereich der Heeresgruppe
Mitte zunächst mit Schwerpunkt im Nordabschnitt der
Front. Während die sowjetischen Panzerkräfte hier
sofort tiefe Einbrüche erzielten, blieb es an diesem
und dem folgenden Tage weiter südlich im Abschnitt
der 9. Armee verhältnismäßig ruhig. Erst
der 24. Juni brachte den Großangriff gegen diesen
Raum. Nordwestlich Rogatschew und beiderseits der Beresina
drangen überlegene Feindverbände auf Brobruisk
vor.
Das
Flakregiment 26 lag in dieser Zeit am Stadtrand von Bobruisk.
In diesen Tagen strömten Truppenteile mehrerer Divisionen
ungeordnet, zum Teil nach Vernichtung ihrer schweren Waffen,
in die Stadt ein, die bis zum Abend des 27. Juni vollkommen
vom Gegner eingeschlossen war und unter den heftigen Beschuss
seiner Artillerie geriet. Von Schlachtfliegern unterstützt,
griff der Feind von allen Seiten an und fügte den ohne
schwere Waffen kämpfenden Verteidigern der Stadt hohe
Verluste zu. In der Nacht zum 29. Juni brachen Teile der
Besatzung, in kleine Gruppen eingeteilt, aus der Stadt aus.
Ständig in Abwehrkämpfe gegen den nachdrängenden
Feind verwickelt, gelang es nur wenigen, bis zum 2. Juli
die deutschen Linien am Swislotsch zu erreichen.
Seit
diesen Kampftagen werden viele Soldaten des Flakregiments
26 vermisst. Nach den Truppenmeldungen haben sie an den
Kämpfen um Bobruisk und teilweise an den Ausbruchsversuchen
teilgenommen.
In
wenigen Fällen liegt bereits der Hinweis eines Kameraden
vor, wonach der Verschollene dabei den Tod gefunden haben
soll. Darüber hinaus sind zweifellos auch viele Regimentsangehörige
gefallen, ohne dass es beobachtet wurde. Oft war es nicht
möglich, die Verwundeten, die zurückgelassen werden
mussten, ärztlich zu versorgen, so dass viele von ihnen
bald ihren Verletzungen erlagen.
Es
gibt keinen Hinweis dafür, dass der Verschollene in
Gefangenschaft geriet; er wurde auch niemals in einem Lager
gesehen. Alle Feststellungen lassen deshalb nur die Schlussfolgerung
zu, dass er bei den Kämpfen gefallen ist.
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München,
den 15. Oktober 1969 |
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