Diedrich
Bruns wurde am 17. März 1897 als Sohn eines Landwirts in
Potenburg bei Tossens (Kreis Wesermarsch/Niedersachsen) geboren.
Er besuchte die erste Volksschulklasse in Tossens und kam dann
zu seiner Großmutter nach Oldenburg (Oldb), um dort alle
Vor- und Hauptklassen der Oberrealschule bis zur Sekunda zu absolvieren.
Im
August 1914 bei der Mobilmachung meldete er sich freiwillig und
wurde beim Artillerie-Regiment 62 in Oldenburg angenommen. Nach
wenigen Wochen Grundausbildung kam er zur leichten Munitionskolonne
des Regiments. Wegen freiwilliger Meldung zur Infanterie zum Unteroffizier
befördert, kam er zum oldenburgischen Infanterie-Regiment
91 in die Nähe von Reims (Frankreich). Hier erfolgte die
Ausbildung am MG und im Grabenkrieg in der bespannten MG-Kompanie.
Im Winter 1914/1915 wurde er zum Ersatz-Regiment 91 nach Oldenburg
abkommandiert und nahm am 1. Offizierslehrgang des Krieges in
Döberitz teil. Am 22. März 1915 wurde er zum Leutnant
befördert. Danach zur Erstaufstellung einer Maschinengewehr-Scharfschützen-Kompanie
nach Lüttich (Belgien) versetzt, rückte er als Zugführer
in eine Stellung bei Nayon und wurde mit seinem
Zug dem Landwehr-Infanterie-Regiment 52 unterstellt, Mitte 1916
kam er mit der MG-Scharfschützen-Abteilung 18 zum Osten.
Aber bald wird diese Abteilung wieder zum Westen zurückverlegt.
Als Kompaniechef erhielt er für die schweren Abwehrkämpfe
bei Roi (Frankreich) das Eiserne Kreuz I. Klasse. Das Kriegsende
erlebte er in Flandern.
Anfang
1919 schied er aus dem Heeresdienst als Leutnant aus und studierte
2 1/2 Semester Landwirtschaft in Leipzig. Infolge der Inflation
kehrte er auf den väterlichen Hof "Potenburg" zurück
und übernahm diesen als Bauer, weil er keinen Bruder hatte.
Nach mehreren Übungen in der neuen Wehrmacht wurde Bruns
im März 1938 Oberleutnant d. Reserve und nahm am Sudeten-Einmarsch
des Infanterie-Regiments 16 als Führer der 4. Kompanie teil.
Im Dezember 1938 als Oberleutnant d. Reserve in die Wehrmacht
übernommen und zum Chef der 4./Infanterie-Regiment 16 in
Oldenburg ernannt, wurde er am 27. August 1939 zum Hauptmann d.
Reserve befördert. Das Infanterie-Regiment 16 wurde zum Luftlande-Regiment
ausgebildet.
Nach
Polen verlegt erlebte das Regiment an der Bzura seine Feuertaufe.
Nach Beendigung des Polenfeldzuges wurde das IR 16 in die Nähe
von Hauenstein (Pfalz) zum Westwall verlegt und am 6. November
1939 ins Winterquartier nach Mecklenburg, im Frühjahr 1940
wieder verladen, kam , das Regiment nach Gütersloh zur weiteren
Luftlande-Ausbildung. Dort erhielt es am 9. Mai 1940 den Einsatzbefehl
für den Luftlande-Einsatz in Rotterdam (Holland). Hauptmann
d, Reserve Bruns landete mit seiner 4. Kompanie auf dem holländischen
Flugplatz Waalhafen bei Rotterdam, besetzte die Straße nach
Dordrecht und eine 650 m lange Hubbrücke über die alte
Maas. Nach 5 Tagen war Holland besetzt, Bruns erhielt die beiden
Spangen zum Eisernen Kreuz.
Im Frühjahr 1941 verlegte das Infanterie-Regiment 16 von
Antwerpen (Belgien) in die Magdeburger Börde. Kurz darauf
wurde es nach Rumänien verladen, um die Ölfelder von
Ploesti zu schützen. Am 14. Juni 1941 wurde das IR 16 nach
Stefanesti an die rumänisch russische Grenze verlegt und
marschierte am 1. Juli nach der Kriegserklärung an Russland
im Verbande der 22. Infanterie-Division gen Osten. Am 12. Juli
1941 wurde Hptm. Bruns am Dnjestr verwundet und kam ins Kriegslazarett
nach Dorna-Vatra. Nach Lazarettaufenthalt wurde er ab 28. August
1941 bei Berislaw am Dnjepr als Hauptmann im Stabe beim Regimentsstab
des IR 16 eingesetzt. Das Regiment marschierte zum Mius vor, und
über die Perekop-Enge zur Krim bis vor die Tore von Sewastopol.
Am 1. Oktober 1941 wurde Hauptmann d. Reserve Bruns als Führer
des II. Bataillons zum Infanterie-Regiment 65 ausgeliehen. Weil
2 Bataillonskommandeure ausgefallen waren, erfolgte am 22. Oktober
1941 die Rückversetzung zum Infanterie-Regiment 16, um als
Kommandeur das II. Bataillon zu übernehmen. Beim Kampf um
die Festung Sewastopol zeichnete er sich im Dezember 1941 durch
mitreißende persönliche Tapferkeit und entschlossenes
Handeln aus und wurde dafür am 10. Februar 1942 mit dem Deutschen
Kreuz in Gold ausgezeichnet. Zum Major der Reserve wurde er dann
am 1. März 1942 befördert.
Der
zweite Angriff auf die Festung Sewastopol begann in der Nacht
vom 6. zum 7. Juni 1942. Major d. Res. Bruns stand an der gleichen
Stelle und gewann mit seinen Soldaten in erbittertem Ringen die
Höhenstellungen im Nordabschnitt. Dann drang sein Batl. bis
zur Ssewernaja-Bucht vor. Diese ucht überquerte er mit seinem
Bataillon in Sturmbooten in feindlichem Feuer. Am Südufer
der Bucht stürmte er aus eigenem Entschluss mit seinen Soldaten
zur Denkmalshöhe hinauf. Hierbei wurde Bruns am 29. Juni
1942 durch einen russischen Scharfschützen am linken Unterschenkel
(Schussbruch) verwundet. Sein Bein wurde auf dem Verbandsplatz
in Gips gelegt, und ein Lazarettzug brachte ihn über Krakau
nach Gera/Thüringen. Hier erreichte ihn die Nachricht, dass
ihm für seinen heldenhaften Einsatz beim Kampf um die Festung
Sewastopol am 9. August 1942 als Major d. Res. und Kommandeur
des II./Infanterie-Regiment 16 der 22. Infanterie-Division das
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen wurde. Die Auszeichnung
wurde ihm im Lazarett in Gera persönlich überreicht.
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Original-Heinrich-Hoffmann-Foto vom 22.09.1942 |
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Nach
1 1/4 jährigem Lazarettaufenthalt in Gera, Varel und Berlin-Dahlem
und der Beförderung zum Oberstleutnant d. Reserve nahm er
an einem Lehrgang für Regimentskommandeure an der Infanterie-Schule
in Döberitz mit Erfolg teil. Er übernahm am 6. November
1943 in Oldenburg (Oldb.) als Kommandeur das Grenadier-Ersatz-Regiment
16. Am 1. Mai 1944 fuhr er zu einer Kur nach Bad Gastein ins Salzburger
Land. Anfang Juni 1944 erhielt er vom
Heerespersonalamt in Berlin den Befehl zur Übernahme der
Führung des Grenadier-Regiments 16, das zu dieser Zeit als
Besatzungstruppe auf der Insel Kreta lag. Im August 1944 kam der
Abmarschbefehl. Das Regiment wurde am 10. September 1944 für
den Schutz der rückziehenden deutschen Truppen auf dem Balkan
eingesetzt. Der Rückzug erfolgte durch Griechenland, Mazedonien
und Jugoslawien zur deutschen Grenze bei Agram. Das Regiment hatte
schwere Kämpfe mit Partisanen, Bulgaren und Jugoslawen zu
bestehen. Auch nach der Kapitulation am 9. Mai 1945 versuchte
Oberstleutnant d. Res. Bruns sein Regiment weiter in die Heimat
zurückzuführen, aber es geriet am 14. Mai 1945 bei Cilli
in jugoslawische Kriegsgefangenschaft.
Oberstleutnant Bruns gelang es, mit einem Leutnant den Jugoslawen
zu entkommen und Kärnten zu erreichen. Am 1. Juli 1945 kam
er dann auf abenteuerlichen Wegen über Schwarzenbach, Völkermarkt,
Turrach, 0bertauern, Salzburg, Augsburg, Aalen und Bremerhaven
zu seinem Hof bei Tossens.
Weitere
Auszeichnungen:
09.08.1942 Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz
27.07.1942 Medaille Winterschlacht im Osten 1941/1942
05.02.1942 Deutsches Kreuz in Gold
Eisernes Kreuz 1. Klasse 1914
Eisernes Kreuz 2. Klasse 1914
Spange zum EK 1
Spange zum EK 2
Verwundetenabzeichen in schwarz
Infanteriesturmabzeichen
Krimschild
Großoffizierkreuz des Kgl. Rumän. Ordens des Sterns
mit Schwertern
Sein
Sohn Dieter ist am 4.Dezember 1944 als Leutnant und Adjutant des
II./Inf.-Rgt. 16 bei Prijepolje (Jugoslawien) gefallen, sein zweiter
Sohn Gunter fiel als Leutnant im Kampf gegen die Engländer
1945 in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen.
>Seite
über Leutnant Dieter Bruns<
Bis
zum 12. November 1963 war er wieder als Landwirt tätig und
Sektionsleiter
der Sektion Oldenburg-Ostfriesland der Ordensgemeinschaft der
Ritterkreuzträger, der er seit der Gründung angehörte,
war er seit 26. Mai 1962.
Diedrich
Bruns starb am 29. Oktober 1988 im Alter von 91 Jahren in Oldenburg
und wurde auf dem Stadtfriedhof mit militärischen Ehren beigesetzt.
Willy
Enter links, Diedrich Bruns rechts - 17.03.1987, Bruns'
90. Geburtstag
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